Jenö Alpár Molnár

wurde am 5. August 1946 in Lambach geboren. Seine Mutter Elisabeth Molnár aus Körmend in Ungarn stammend, und vor der russischen Besatzungsarmee geflohen, verliebte sich in den US-Besatzungssoldaten Cleveland Owen, der in Salzburg und Oberösterreich stationiert war.Die Gemeinde Stadl-Paura bei Lambach/Wels bestätigt, dass das Kind Jenö bis Januar 1947 in Stadl-Paura, Hausruck 53, gemeldet war.

Die Marktgemeinde Waizenkirchen bestätigt, dass das Kind Jenö vom 6.6.1947 bis 6 7.1947 in Unterviehbach Nr. 2 wohnhaft gemeldet aufscheint. Laut Eintrag in der Meldekartei der Gemeinde ist das Kind mit Mutter von hier nach Eferding verzogen. NH: "Die Familie ist von Stadl-Paura zugezogen!"

Die Entführung des Kindes erfolgte zwischen dem 6.6.1947 (Zuzug in Waizenkirchen) und dem 10.61947 (Übergabe durch Mrs. Kohrs an die Landesfürsorge in das Babyheim Scharitzerstr. 6 Linz a. d. D.)

Der Wohn. bzw, der Aufenthaltsort der Mutter war der Landesfürsorge bekannt, da sie selber im Antrag zur Übergabe an das Säuglingsheim Wels schriftlich bestätigt unter MUTTER: Elisabeth Molnar, ungar. Staatsange. zuletzt wohnhaft Waizenkirchen, Unterviehbach 4, derzeitiger Wohnort unbekannt. das heißt, dass bei der Übergabe durch Mrs. Kohrs auch der Wohnort der Mutter und des Kindes bekannt war.

1968 fuhr ich nach Waizenkirchen, Unterviehbach 4, und das in dem Hof wohnende ältere Ehepaar erzählte mir, dass sie sich noch sehr gut an die ungar. Lehrerin erinnern können, und wie die US-MP das Kind, das sie in Obhut hatten, von ihnen einfach geraubt wurde und die Frau zur Seite gestossen wurde, um sich Zugriff auf das Kind zu verschaffen, es in eine Decke wickelten und wortlos wieder davon fuhren. Die Mutter, als sie zurückkam, war in furchtbarer Verzweiflung und wollte nach Wochen des Wartens und Suchen nicht mehr an diesem Ort bleiben. Es waren drei MPs die in einem Jeep vorgefahren waren.

1986, nachdem ich meine Mom in Aigen bei Salzburg gefunden hatte, erzählte sie mir folgende Ereignisse: "Ich hatte von der US-MP eine Aufforderung, dass ich Cleveland Owen im Hospital besuchen könnte. Im Hospital nahm man mich sofort rüde fest unter dem Vorwand, meine Papiere seien nicht in Ordnung und warfen mich in eine Zelle. Drei Tage lang wurde ich verhört und bekam nur ein Stück Brot und Wasser und musste auf dem Fußboden nächtigen. Sie wollten alles von meinem Geliebten erfahren und auch wissen was ich über ihn weiß. Cleveland hat mir nie etwas von der Base, oder was er tat, erzählt, er sagte nur immer: Alles ist ok. mach Dir keine Sorgen. Am vierten Tag war der Verhörspuk zu Ende, und ich musste dann noch weitere sieben Tage in Haft bleiben. Wieder zurück erzählten mir die lieben Nachbarn, dass etwas Schreckliches passiert sei und das Kind entführt worden ist. Ich rannte zu Behörden und zur Militärpolizei, aber die sagten keinen Ton, auch die Gemeindebehörde nicht. Sie wissen von nichts. Ich war schier verzweifelt und fuhr noch mal zur US-Base und endlich sagte man mir, daß der kleine Jenö sich beim Vater in Amerika befindet. Ich war erleichtert! Allerdings wurden die Briefe von Cleveland aus Amerika so geschwärzt, dass ich nur noch Grüße lesen konnte, aber sonst nichts über dich erfahren konnte. Erst 1960 erfuhr ich Durch Deine Oma Theres in Körmend, dass ihr Cleveland einige Zeilen geschrieben hat und seine Adresse herausgeschnitten war, sich nach dem Wohlbefinden seines Kindes erkundigte und da wusste ich, dass es stimmte. Du bist entführt worden und selbst die Behörden in Oberösterreich in Linz sagten mir, dass sie kein Kind in ihren Heimen hätten, dass Jenö Alpar Molnar heißt. Du bist einfach für mich verschwunden und die letzte Hoffnung war dahin und ich musste vergessen und mich um Deine Halbgeschwister kümmern und sie aufziehen." Soweit meiner Moms Worte!

Von dort gelangte das Baby am 3. Sept. 1947 in das Säuglingsheim Wels. Im Antrag des Aufnahmeformulars des Säuglingsheim Wels: Zl. 401-15-2-M 44 Magistrat-Bezirkshauptmannschaft Linz/Stadt zur Einlieferung in das Säuglingsheim Wels, vom 22. August 1947 ist unter der Sparte, Aufnahmenotwendigkeit folgendes vermerkt: "Das Kind wurde szt. über Vermittlung von Mrs. Kohrs in das Übergangsheim (Linz Scharitzerstr. 6) aufgenommen. Bew.Mitschr. 27. 8.47 Zl. ftg-fF.-4438-47. Der zuständige Arztbefund besagt: Anomalien: keine. Organerkrankungen: beidseitige Mittelohrkatarrhe Rhinitis aente. Erbliche Belastung: keine. Amnamestische Nachrichten: Bronchitis, häufige Katarrhe der Luftwege. Zustandsbild bei der Ärztll. Untersuchung: offener Nabelring. Linz am 13. 8. 1947 Kinder Übergangsheime Scharitzerstr. 6 Dr. Mayer e.h.

Von Wels wurde das Kind Jöri am 28. Aug. 1948 in das Landeskinderheim des Landes Oberösterreich Schloß Leonstein verbracht. In der Nachricht an die Deutsche Delegation in Kichdorf an der Krems ist folgendes vermerkt:" Betrifft Neuaufnahme: Am 28. 8. 1948 sind nachstehende Kinder hier (Leonstein) aufgenommen worden." Es waren drei Kinder. So auch" MOLNAR JENÖ, geb. 5. 8. 1946 in Lambach, r. k., ausserehelicher Vater ein amerikanischer Soldat. Mutter Elisabeth Molnar, ungar. Staatsangehörige. Aufenthalt unbekannt. Leonstein am 1. 9.1948"

Vom 1. Okt. 1951 bis 28. Juli 1952 zur Erholung in das Landeskinderheim Schloß Neuhaus verlegt.

Zum Schulbeginn wieder am 15. Juli 1952 von Schwester Betta Seidenschwand in das Kinderheim Leonstein zurückgebracht. Die Wiederaufnahmeschrift hält fest: VD (Volksdeutscher) aus Ungarn. Zuletzt Erholungsheim Schloss Neuhaus. Mitgebrachte Dokumente: Geburtsurkunde, TBC.Impfschein, Diphterie und Scharlachimpfschein. Unterschrift Traute Gruber und Betta Seidenschwand.

Während der gesamten 14 Jahre, die Jöri in den Heimen verbringen musste, war für ihn weder ein Vormund, noch eine behördliche Aufsicht bestellt, die das Wohlbefinden von Jöri und seine Gesundheit überwachen konnten.

Nur so war es auch möglich, dass ein Kind schwersten seelischen und körperlichen Mißhandlungen, bis hin zu todesnahen Verletzungen in den Heimen schutzlos ausgesetzt werden konnte, ohne, dass dafür jemals jemand Rechenschaft ablegen mußte.

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zu den Bildern:

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1) Jöris Mutter kurz nach der Geburt, Lambach

2) Links Niki, mitte Jöri,rechts Gerhard

3) Kleinkindergruppe Leonstein. Im Kreis Jöri ca. 4 Jahre alt

4) Vater Cleveland Owen kurz nach der Geburt Jöris in Lambach

5) Kinderheim Schloß Neuhaus

6) Kinderheim Schloß Leonstein 1951

7) Schlafsaal Leonstein im ersten Stock

8) Waschraum Leonstein im ersten Stock bei den Schlafsäälen

9) Kindergruppe in Leonstein- Im Kreis Jöri. Mit Schwester Gusti

10) Nachkriegskinder im Kinderheim Schloß Leonstein 1952

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Nach der Kinderheimzeit 1961

Erst als Jenö Alpár Monár am 16 7.1961 aus dem Kinderheim Schloß Leonstein in eine Bäckerlehre entlassen wurde, stellte sich heraus, dass der Lehrvertrag ohne Unterschrift eines Vormundes rechtsunwirksam und damit ungültig sei.

Ohne gültigen Lehrvertrag wurde Jenö Alpár Molnár zwangsweise in 2 Bäckerlehrverhältnisse vermittelt.

Im Eilverfahren bestellte nun das Bezirksgericht Grünburg/Steyrtal Oberösterreich das Jugendamt Steyr zum Vormund. Dies blieb bis zu seiner Volljährigkeit sein Vormund.

Am 15.41965, 2 Tage nach bestandener Gesellenprüfung, wurde er einfach auf die Straße gesetzt, weil sein Vormund, das Jugendamt Steyr, die Kosten nicht mehr tragen wollte. Mittellos und ohne Ausweispapiere.

Aus einem Schreiben des Vormundes an die Regierung Oberösterreichs in Linz geht hervor: "Er besitzt außer einer Geburtsurkunde keinerlei Papiere, ein Personalausweis kann nicht ausgestellt werden". Der Vormund beantragte die österr. Staatsangehörigkeit für ihn, zog diesen Antrag jedoch 1966 zurück.

Der Vormund, das Jugendamt Steyr ist dafür verantwortlich, dass der minderjährige Jenö Alpár Molnár seit 1965 mittellos und ohne Papiere in Österreich "gefangen" gehalten wurde.

Molnár war es ohne Mittel und ohne Papiere nicht möglich, zu arbeiten, sich eine Wohnung zu suchen, zu essen und sich zu kleiden.

Ohne Ausweispapiere, staatenlos gemacht durch den Vormund, war er "Vogelfrei"